Pu-Erh Tee

Eigentlich ist die Unterscheidung klar: Grüntees heißen so, weil deren Blätter im Gegensatz zum schwarzen Tee nicht oxidiert sind. Beim Pu-Erh Tee läuft diese Kategorisierung jedoch ins Leere. Es gibt hier grünen Pu-Erh sowie weitere Varianten, die sich sowohl in der Blattqualität unterscheiden als auch im Fermentationsgrad - dieser hat dann schwarze Blätter. In China würde Schwarztee übrigens als "Roter Tee" bezeichnet. Denn dort steht der Name traditionellerweise nicht für die Farbe des Blattes, sondern für die Farbe des Aufgusses. Und fermentierter Pu-Erh Tee erscheint in der Tasse rötlich.

Reine Geschmackssache: je älter, desto besser?
Normalerweise verlieren Grün- und Schwarztees mit den Jahren an Aroma. Beim Pu-Erh Tee ist das Gegenteil der Fall. Da seine Blätter wesentlich größer sind als die von anderen Teesträuchern, benötigt der Fermentationsprozess eine gewisse Zeit. Diese langsame Reifung verleiht dem Pu-Erh Tee seine dunkle Farbe und den kräftigen Geschmack. Der mag auf manche Teetrinker gewöhnungsbedürftig wirken. Andere schätzen ihn für seine erdige Geschmacksnote. Wem die zu intensiv ist, der wird wohl einem grünen Pu-Erh Tee (Mao Cha) den Vorzug geben. Diese jungen Tees liefern einen hellen Aufguss mit feiner Kampfernote. Sie schmecken leicht nach Kräutern und eher blumig, da die bitteren Nuancen durch den angenehm süßlichen Nachgeschmack ausbalanciert werden.

Teekuchen Tuo Cha: Gebäck oder Zahlungsmittel?
Ursprünglich wurde der Pu-Erh Tee gepresst, weil er sich auf diese Weise besser transportieren ließ. Neben einfachen Formen wie Fladen (Beng Cha) oder Ziegel gab es auch Teekugeln und Teepilze. Eine besonders kunstvolle Variante – Teekuchen in Form von Vogelnestern (Tao Cha) – bot man dem Kaiser als kostbares Geschenk dar. Pu-Erh Tee wurde zwar seit der Han-Dynastie gewonnen, war aber so kostbar, dass sich nur der Adel den Genuss leisten konnte. Zeitweise dienten Teenester und Teeziegel (Fang Cha) sogar als Zahlungsmittel und wurden mit Gold aufgewogen.

Eine Frage der Zeit: Sheng oder Shou?
Bis Ende der 1960er Jahre kannte man nur die klassische Produktionsweise für Pu-Erh Tee. Die frisch gepflückten Blätter werden zum Welken in der Sonne oder an einem luftigen Platz ausgebreitet. Anschließend erfolgt das Rösten in eisernen Woks oder Pfannen. Damit wird die Aktivität der Enzyme gestoppt, um die Oxidation zu verhindern. Auf diese Weise gewinnt man den "rohen" Grüntee Mao Cha (auch uncooked oder raw Pu Erh). Der muss nun mindestens fünf Jahre lang reifen, bis sich auf natürliche Weise der klassische Pu-Erh Tee entwickelt. Dieser Sheng Pu Erh kann jahrzehntelang gelagert werden, wobei er an Volumen und Qualität gewinnt. Der Geschmack bliebt leicht herb, wird im Laufe der Zeit aber weicher, obwohl der Aufguss stark, dick und dunkel ist. Um den Fermentationsprozess zu beschleunigen, nutzt man seit 1970 ein spezielles Verfahren. Durch feuchtes Aufeinanderschichten und weitere Behandlungen wird die Reifung beschleunigt. Der auf diese Weise künstlich gealterte Shou Pu-Erh Tee wird als cooked Pu-Erh bezeichnet und ist bereits nach wenigen Monaten genießbar.

Ein besonderer Tee verdient sorgfältige Zubereitung
Egal für welche Variante man sich entscheidet, Pu Erh Tee ist und bleibt eine Besonderheit. Daher sollte er auch auf spezielle Art zubereitet werden. Am Anfang steht das sogenannte Waschen. Dabei wird der Pu-Erh-Tee zunächst mit heißem Wasser überbrüht. Diesen ersten Aufguss sofort wegschütten und anschließend kochendes Wasser über den Tee gießen. Man lässt den Pu-Erh Tee nun ca. 1 - 3 Minuten ziehen. Auch hier gilt die altbekannte Regel: je länger die Ziehzeit, desto kräftiger schmeckt der Aufguss. Die Farbe in der Tasse variiert von rot über dunkelbraun bis tiefschwarz. Übrigens kann Pu-Erh mehrfach aufgegossen werden. Am besten entfaltet sich das Aroma in klassischen Tonkännchen, die wir ebenfalls in unserem Shop anbieten. Der poröse Ton der Kanne nimmt das Aroma des Tees auf. Ein solches Tonkännchen sollte dann nur noch für den Aufguss von Pu-Erh verwendet werden.